Seit vielen Jahren bin ich als Dozent am Weiterbildungszentrum der FU Berlin mit dem Thema Sammlungsmanagement als Teil des Museumsmanagement befasst. Und seit vielen Jahren beklagen
die Museumsmitarbeiter*innen und -leiter*innen die vielen Probleme: zu viele Objekte – zu wenig Depots,schadhafte Objekte – Schädlingsbefall, keine Provenienzen – keine Informationen zu den Objekten, die Liste ließe sich stark verlängern. Nun ist aber die Sammlung die Grundlage der Museumsarbeit. Auf die Sammlung baut alles auf. Die Misere der unzureichenden Erfassung der Sammlungen wurde eklatant deutlich durch die Diskussion über den Umgang mit dem kolonialen Erbe. Viele Museen haben (immer noch ) kein Sammlungskonzept. Häufig wird durch die Digitalisierung der Sammlung der Schritt zu einer Systematisierung getan. Oder es wird – wie in Niedersachsen – durch das Zertifizierungsverfahren ein Sammlungskonzept erforderlich. Ohne eine solches, bekommen die Museen in Niedersachsen kein Gütesiegel.
Auf der Suche nach beispielhaften Sammlungskonzepten habe ich im letzten Jahr und vor drei Wochen mit dem Seminar das Museum der Europäischen Kulturen (MEK) in Berlin besucht. Im Oktober 2019 haben die Leiterin, Frau Prof. Dr. Elisabeth Tietmeyer und die wissenschaftliche Mitarbeiterin, Frau Dr. Jana Wittenzellner ihr Sammlungskonzept vorgestellt. Dabei ging es zum einen darum, wie es entstanden ist und was es enthält. Das Konzept wurde im Team der Kuratorinnen und der Leiterin entwickelt. Allein schon der Prozess der intensiven Beschäftigung mit der Sammlung wurde als Gewinn wahrgenommen. Ziel des Konzepte ist es, mehr Klarheit und Freiheit zu erlangen: Klarheit darüber, wo der Schwerpunkt der Sammlung liegt und in der Zukunft liegen soll. Freiheit heißt mehr Handlungsfreiheit. Als besonders gelungen finde ich, wie sich diese Zukufuftsvision niedergeschlagen hat. Unter jedem Abschnitt findet sich ein Punkt Perspektive, der die zukünftigen Überlegungen kurz benennt. Das Konzept kann hier im Detail nachgelesen werden.
Vom MEK wird das Sammlungskonzept dynamisch gedacht. Nach 5 Jahren soll es überarbeitet werden. Bereits jetzt ist aus dem Sammlungskonzept ein Handlungskonzept entstanden, wie wir bei unserem Besuch vor 3 Wochen erfahren haben. Dieses Papier soll die konkrete Umsetzung unterstützen. Ich bin gespannt, was wir erfahren, wenn wir das nächste Mal mit dem Seminar das MEK besuchen!
Hier eine Liste der Museen, die ihr Sammlungskonzept online gestellt haben:
Museen in Deutschland
– Museumsstiftung Post und Telekommunikation
– Museen Rendsburg
– Museen Esslingen
– Stadtmuseum Nürtingen
– Fränkisches Freilandmuseum
– Nordwestdeutsches Museum für IndustrieKultur
– Landesmuseum Württemberg
– Stadtpalais Stuttgart
– Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland
– Oderbruchmuseum Altranft
– Ostfriesisches Schulmuseum Folmhusen
– Literaturmuseum „Theodor Storm“
– Sommerpalais Greiz
– Technoseum – Landesmuseum für Techniken Arbeit in Mannheim
– Museum der Stadt Boppard
– Museumsfabrik Pritzwalk
– Fehnmuseum Eiland
Museen in der Schweiz:
– Kunstmuseum Luzern
AUFRUF!
Wer noch weitere Sammlungskonzepte kennt, die online sind, möge mir diese schicken!