Christopher Vila, ist Vorsitzender des Kultur- und Heimatvereins Egling e.V. und leitet ehrenamtlich das Heimatmuseum Egling.
Im vergangenen Jahr sind wir – wie viele kleine Museen – auf Sicht gefahren, haben für uns vor allem das „Machen“ neu entdeckt und sind quasi über Nacht bei Facebook, Instagram und Twitter gestartet. Während früher viel darüber diskutiert wurde, dass man sich mal mit den „sozialen Medien“ beschäftigen müsse, haben wir es jetzt einfach getan. Das Ganze natürlich etwas hemdsärmelig und lediglich mit einem einfachen und ausbaufähigen Kommunikationskonzept. Ähnlich verhält es sich mit anderen Themen, bspw. der Nachwuchsgewinnung oder der Frage, die sich viele Vereine stellen: „Wie können wir jungen Menschen die Möglichkeit bieten und dazu bringen, sich bei uns einzubringen?“. Gesagt getan – auf der letzten Mitgliederversammlung haben wir beschlossen, die Beitragspflicht für alle Mitglieder bis zum 30. Lebensjahr abzuschaffen. Wir sehen es als Chance, gerade in finanziell begrenzten Zeiten wie Ausbildung, Studium, Familiengründung oder Hausbau, die kulturelle Teilhabe und bürgerschaftliches Engagement zu fördern.
Netzwerke ausbauen, neue Kooperationen wagen
Die Corona-Zeit hat es uns auch ermöglicht, an den vielen digitalen Tagungen und Workshops teilzunehmen, was im analogen Format einfach nicht machbar gewesen wären. Wir haben dadurch viele Leute kennengelernt und Kontakte geknüpft. Aus diesen Kontakten ergeben sich nun die ersten Kollaborationen, sowohl lokal als auch überregional; sie sind zu einem wichtigen Pfeiler unserer Arbeit geworden. Alleine sind wir nur ein Haus bzw. Verein unter vielen, aber mit anderen im Verbund, können wir größere Projekte stemmen und Themen aus unterschiedlichen Perspektiven bearbeiten. Genau aus diesem Grund haben wir mit dem Haus der Stadtgeschichte in Waiblingen und dem Knopf- und Regionalmuseum einen überregionalen Projektverbund für ein gemeinsames Digitalprojekt gegründet.
Trotzdem sehen wir kritisch in die Zukunft und fragen uns, ob die nächste Krise für kleine Museen nicht bereits in Sicht ist. Wir schreiben aktuell einen Förderantrag nach dem anderen und freuen uns über die Möglichkeiten und Hilfe, digitaler zu werden und in die Jahre gekommene Einrichtungen zu modernisieren. Jedoch bleibt die Frage „Was ist nach Corona? Verschwinden die kleinen Museen dann wieder vom Radar der Förderlandschaft?“. Was bringt eine Digitalisierung, die sich auf Endgeräte, Software und Lizenzen fokussiert und nicht die zentralen Fragen von Infrastruktur, jährlichen Lizenzkosten und Know-how anpackt. Es macht den Eindruck, dass zwar die Symptome, aber nicht die Ursachen behandelt werden. Damit wir nachhaltig digital arbeiten können und auch in der Lage sind neue Formate zu entwickeln, bedarf es einer veränderten Haltung, Arbeitsweisen und langfristige Unterstützung. Viel zu viele Stellen, die für die Heimat- und Kulturpflege oder Kulturverwaltung in Bayern auf Kommunalebene zuständig sind, vertreten den Standpunkt „non-digital“ und reagieren nicht auf die Anstöße und Apelle der Akteure vor Ort. Leider haben sich diese Stellen bis heute anscheinend nicht von ihrer Schockstarre erholt, da es seit März 2020 keine oder nur sehr sporadische Kommunikation mit diesen gibt.
Können und wollen wir es uns wirklich leisten, nach Corona wieder „business as usual“ zu machen? Wir sagen ganz klar „Nein!“. Wir brauchen mehr Bottom Up, gefördert durch ein demokratisches Miteinander! Wir brauchen mehr Mut, Freiraum und Unterstützung für Experimente! Wir brauchen mehr Miteinander für Kooperationen und Kollaborationen!