Christian Hill, Museumsverwaltung und Kurator Dornburger Schlösser und Gärten
AUFGEBLÜHT. Frühlingserwachen auf den Dornburger Schlössern und Gärten
Da regt sich etwas, auch digital. Wenn der Frühling auf den Dornburger Schlössern hoch über der Saale Einzug hält, die Winterlinge und Schneeglöckchen die Wiesen fluten, der Flieder duftend blüht und die Zierbeete sich mit neuen Farben schmücken, bricht die neue Saison in den Dornburger Museen und Gärten an. Nach der kalten Wintersaison und den einschneidenden Beschränkungen durch die Corona-Pandemie darf die Natur als erweitertes „Wohnzimmer“ neu erobert werden.
AUFGESCHLOSSEN. Dornburg als Außenstandort der BUGA
In Thüringen ist dieser Aufbruch besonders durch die BUGA2021 mit Hauptschauplatz in Erfurt spür- und erlebbar. Dornburg öffnet – so der Plan – zum Saisonstart am 1. April wieder die Türen der Museen am Rokoko- und Renaissanceschloss. Die vielfältige historische Garten- und Parkanlage präsentiert sich dann als einer von 25 BUGA-Außenstandorten. Fragezeichen bleiben in der Vorschau allemal. Sind Veranstaltungen durchführbar, wenn auch mit bekannten Einschränkungen? Wird sich der positive Trend hoher Zahlen an Individualtouristen fortsetzen? Können die schmerzlich vermissten Busgruppen wieder empfangen werden? Greift noch immer die großartige Kampagne der Thüringer Tourismus GmbH „Tür an Tür mit Thüringen“, die 2020 bereits auf die Schätze vor der eigenen Haustür aufmerksam machte? Die Antworten wird der 31. Oktober 2021 liefern, wenn am Ende der Dornburger Saison Bilanz gezogen wird. Der Optimismus zu Beginn ist hoch, schließlich kann der kleine Ort an der Saale – gern auch als „Balkon Thüringens“ bezeichnet – mit seiner abwechslungsreichen und weitläufigen Gartenanlage punkten. Ganz klar, dass der rote Faden im Ausstellungs- und Veranstaltungskalender 2021 ein grüner ist.
AUFGEGANGEN. Ausstellungs- und Veranstaltungsformate weitergedacht
Das BUGA-Jahr spielt uns in die Karten. In Dornburgs vier Hektar großer Gartenanlage ist manches unkomplizierter als im Innenbereich. Masken, Abstände und Flächengrößen können anders gedacht werden, aber stets bleiben in der Planung die Corona-Regeln im Hinterkopf, werden Vermittlungsformate auch digital und bewusst draußen gedacht – sind aber damit wetterabhängig und folglich risikobehaftet. Nach der traditionellen Pflanzenbörse am 8. Mai, mit der Eröffnung der frei zugänglichen Fotoausstellung „Gärten und Parks in Thüringen“, sind die Schlössertage der Schatzkammer Thüringen an Pfingsten unter der Überschrift „Aufgegangen. Gartenlust und fürstliche Gewächse“ der nächste Veranstaltungshöhepunkt. Ende Mai kann der historische Teeplatz am Rokokoschloss mit dem Thema „Modegetränke der Zeit um 1800“ – Kaffee, Tee und flüssige Schokolade – bespielt werden. Auch die geplante Plenair-Aktion „Werden und Vergehen“ in Zusammenarbeit mit dem Verband Bildender Künstler Thüringen e.V. ist bewusst für die Gesamtanlage konzipiert. Der Blick über die Schulter beim Entstehungsprozess eines Kunstwerkes bedeutet direkte Begegnung, aber mit Möglichkeit von Abstand.
Schließlich darf nicht die Eröffnung der multisinnlich angelegten Sonderausstellung „Hofgärtner Sckell und die Dornburger Schlossgärten. Vision und Realität“ (22. Mai bis 15. August 2021) unerwähnt bleiben. Carl August Christian Sckell (1801-1874) entstammte einer Gärtnerdynastie, diente drei Generationen Weimarer Großherzögen und war 50 Jahre für die Dornburger Schlossgärten verantwortlich. Er prägte sie visionär – bis heute sichtbar. Neben der klassischen Ausstellung am authentischen Ort und Exponaten mit Geschichte(n), ist Sckell darüber hinaus zu erleben. Der Besucher begegnet ihm in einem Hörspiel digital oder im zeitgenössischen Kostüm (und aktuell mit Maske) ganz real in Person eines Gästeführers in den Gärten. Ein kleines Video mit dem Hofgärtner wird entstehen, welches nicht nur als Teaser und Appetizer für die Ausstellung vor Ort dient, sondern erste Inhalte digital und dennoch authentisch zu vermitteln sucht. Wie in einer Art Zeitkapsel reicht zudem ein Hörstück aus dem Sommer 2020 herüber. Die Klanginstallation fängt Geräusche eines anbrechenden Junimorgens aus dem Schlosspark ein, darunter heiterer Vogelgesang, ein Hummelfug oder das Brunnenplätschern.
Derzeit noch mitten in der Planung für die kommende Saison steckend, denkt das Team der Verwaltung vor Ort die coronabedingte Situation mit, plant zweigleisig digital und vor Ort. Es wird nach Möglichkeiten gesucht, neue Wege werden entdeckt, kreativ gedacht und so mancher Schritt in die Kommunikation 2.0 gewagt, um bestmögliche Resultate und Formate zu erzielen. Ein Gedanke bleibt jedoch: Digitale Varianten der Vermittlung inspirieren, können aber nicht die Atmosphäre des realen Ortes ersetzen, den Genius Loci selbst, das individuelle Erleben vor Ort. Wir hoffen, diese besondere Atmosphäre zur Dornburger Schlössernacht als Veranstaltungshöhepunkt im Hochsommer, zum 275. Geburtstag von Goethe, am 28.August 2021 erlebbar machen zu können.
Lieber Herr Hill,
Das klingt nach wunderbaren Plänen für 2021 – das Gartenthema bietet sich tatsächlich an, um vieles nach draußen zu verlegen. Die vier Museen im Altenburger Land knüpfen mit der gemeinschaftlichen Ausstellungsreihe „Grünes im Quadrat“ ebenfalls an das Thüringer Gartenjahr an. Wir sind gespannt,was Ihnen digital noch einfällt und offen für Vernetzung!
Herzliche Grüße aus Posterstein,
Marlene Hofmann
Folgerichtig, liebe Frau Hofmann,
2021 vernetzt sich Thüringen grün und das viel zitierte „grüne Herz“ schlägt dann landesweit im Takt. Der Drang nach draußen ist groß und kann auch bei aller Fürsorge für unsere Gartendenkmale weit gedacht werden. Digitale Pfade für Individualtouristen am authentischen Ort vorzuschlagen, wäre am Puls der Zeit und am Herzschlag des Freistaates 2021.
Besuchen wir uns gegenseitig!
AufgeSCHLOSSene Dornburger Grüße zur Burg Posterstein und landesweit sendet
Christian Hill