Im Märkischen Museum wird in einer Sonderausstellung der Alltag im Jahr 1937 thematisiert. Die nationalsozialistische Partei und ihre Diktatur hatte den Alltag in Berlin schon durchdrungen! Ein Jahr zuvor hatte sich der NS-Staat mit den Olympischen Spielen selbst gefeiert und sich sogar gegenüber den Juden halbwegs moderat gezeigt. Außerdem wurde ins entmilitarisierte Rheinland einmarschiert.
1937, das war eine „trügerische Ruhephase, ein Schwellenjahr, ein Jahr der Resümees“, wie Kurator Gernot Schaulinski es beschreibt.
Die neue Sonderausstellung „Berlin 1937“ im Märkischen Museum nimmt die damaligen Resümees zum Anlass einer intensiven, kritischen Auseinandersetzung mit großstädtischen Lebenswirklichkeiten unter den Bedingungen der Diktatur.
Bereits 1933 hatte Hitler in seiner ersten Rundfunkrede als Reichskanzler getönt „Gebt mir vier Jahre Zeit“. Dies war auch der Titel der Ende April 1937 in Berlin eröffneten Wanderausstellung, zu Propagandazwecken für die Nationalsozialisten.
In der Ausstellungen im Märkischen Museum zeigen 50 Objekte, historische Fotos und Dokumente die Lebenswirklichkeit jener Zeit vor dem Krieg. Die Leitfrage der Ausstellung lautet: Wie präsentiert sich Berlin zwischen Wohnung, Schule und Arbeitsplatz, zwischen Kirche und Synagoge, zwischen Luftschutzübung und Tanzvergnügen? Was ändert sich unter der NS-Herrschaft, was blieb wie es war?
Und so werden viele Alltagsgegenstände präsentiert – vom NSU-Motorrad über ein SA-Braunhemd, von der der Horst-Wessel-Büste bis zur Butterdose und Coca-Cola-Flasche. Noch 1936 war Coca-Cola der Sponsor der Olympischen Spiele in Berlin.
Ergänzt werden die Objekte und Dokumente durch historische Filmaufnahmen und Tondokumente, die neben den Objekten auf Tablets abgerufen werden können. So erhält man bspw. durch einen zeitgenössischen Werbefilm für das Haus Vaterland einen guten Einblick in die Geisteshaltung der Zeit.
Die lockere thematische Gliederung lässt einen mäandern und abschweifen. Gehalten wird das ganze durch die Festlegung auf das Jahr 1937. Und in diesem ahnt man schon was kommen wird: Die Enbleme de NS-Herrschaft sind schon allgegenwärtig. „Der Stürmer“ mit seinen Hassbotschaften und seinen antisemitischen Zeichnungen hat bereits hohe Auflagen. Im ganzen Deutschen Reich sind die sogenannten Stürmer-Kästen verbreitet. Das waren öffentliche Schaukästen, in denen die aktuelle Ausgabe kostenlos zu lesen war. Während der Olympischen Spiele wurden an den Wettkampforten die Stürmer-Kästen abmontiert bzw. leer gelassen, und die Zeitung wurde an einigen Kiosken vorübergehend nicht verkauft. 1937 gab es circa 700 Stürmer-Kästen!
Auch die Enbleme der Nazis sind allgegenwärtig, wie etwa die Beflaggung anlässlich des Staatsbesuchs von Benito Mussolini in Berlin. Und auf der Schreibmachine gab es plötzlich SS-Runen.
Trotzdem des schwierigen historischen Themas vermeidet die Ausstellung den pädagogischen Zeigefinger. Viele Facetten werden angerissen. Manchmal hätte ich etwas mehr in die Tiefe gehenden Informationen gewünscht und einige weitere Aspekte weggelassen.
Fazit: Es lohnt sich, den Weg ins Märkische Museum zu machen. Hingehen und ansehen!
Märkisches Museum, Am Kölnischen Park 5, Di – So 10-18 Uhr