Am letzten Freitag hatte ich Gelegenheit, das neue Museum Barberini vor der offiziellen Eröffnung zu besuchen. Gestiftet hat das Museum der SAP-Gründer Hasso Plattner. Viel hatte ich im Vorfeld davon gehört, voller Vorfreude machte ich mich auf den Weg. Mit dem Zug ist es ja einen Katzensprung nach Potsdam. Bereits auf dem Weg vom Bahnhof zum Museum strömten die Massen und der Weg war leicht zu finden!
Ein Stück Rom in Potsdam – ein brandneuer Barockpalast
Mit dem Museum Barberini wurde die letzte Baulücke am Alten Markt geschlossen. Vorbild ist das römische Barockpalais der Fürsten Barberini. Bauen ließ es Friederich der II. 1771/1772 um die Wohngegend rund um sein Schloss aufzuhübschen. Beim alliierten Bombenangriff 1945 stark zerstört, wurde es 1948 gesprengt.
Hasso Plattner ließ es als Museum Barberini wiederaufbauen. Die Planung und den Bau leitete Thomas Albrecht aus dem Büro Hilmer, Sattler und Albrecht (München und Berlin).
Die Hauptfassade des Neubaus kopiert das Original. Auf Grund von Fotografien, Gemälden und Baufragmenten wurde es rekonstruiert.
Das Innere zeichnet eine Großzügigkeit aus. Lichte Räume, wunderbare natürliche Beleuchtung in den Sälen. Fenster öffnen den Blick auf den Alten Markt und die Havel. Alles in allem ein eine italienische Grandezza!
Farben des Lichts – kurze Führung mit der Direktorin
Unsere keine Runde von Blogger_Innen bekam eine kurze Führung durch die Leiterin, Dr. Ortrud Westheider. Freundlich zugewandt, führte sie uns zügig durch das Haus.
Zuerst ging es zu der Sonderausstellung „Impressionismus. Die Kunst der Landschaft“. Schon der erste kurze Blick in die Ausstellung war eindrucksvoll – ein Fest der Farben, ein Fest des Lichts.
Charakteristisch für den Impressionismus ist ja die künstlerische Absicht, optische Eindrücke (Impressionen) möglichst realistisch darzustellen. Dies wollte man nicht etwa durch zeichnerische Finesse und Detailtreue erreichen, sondern vor allem durch die richtige Relation von Farbe und Licht. Insofern war der Impressionismus nicht auf ein zu malendes Objekt, sondern auf ganze Szenerien bezogen. Daraus erklärt sich auch die hohe Affinität zu Landschaftsbildern zahlreicher Impressionisten. Es ging also letztlich immer darum, Eindrücke durch die Gesamtwirkung eines Bildes wiederzugeben. Zumeist sind im Barberini deshalb auch Landschaften zu sehen: Häfen, Küstenbilder, Felder im Frühling, Sommer, Herbst und Winter, See und Gartenstücke von Monet, Boudin, Caillebotte, Renoir, Sissley oder Pissaro.
Auf farbigen Wänden präsentiert, in originalen Rahmen sind in diesen Bildern die Farben des Lichts eingefangen.
Von heute aus gesehen, scheint die Verbindung von Impressionismus und Landschaft ganz selbstverständlich. Die impressionistischen Maler stießen zunächst auf Unverständnis und Ablehnung, als sie in den 70er Jahren des 19. Jahrhunderts mit ihren Bildern an die Öffentlichkeit gingen. Mit seinem Bild „Impression, Sonnenaufgang“ lieferte Monet seinen Kritikern das Stichwort für den abwertenden Artikel „L’Exposition des Impressionisten“. Damit war der Name einer Kunstrichtung geboren, die sich un die Jahrhundertwende als richtungsweisend etablieren sollte.
Noch die Eindrücke der impressionistischen Malerei aufsaugend, ging es schon weiter zu der nächsten Ausstellung den „Klassikern der Moderne“. Auch hier wieder ein Meisterwerk neben dem anderen: Liebermann, Munch, Rodin, Nolde, Kandinsky …
Die malerischen Umbrüche der Moderne bis in die Gegenwart stehen hier im Zentrum. Heute sind diese Werke jedoch bereits alles „Klassiker“! Die Ausstellung beginnt in den 1890er Jahren und schlägt den Bogen vom deutschen Impressionismus über den Faulismus zur abstrakten Malerei nach 1945.
Auch hier gibt es keine Zählkandidaten, nur Meisterwerke. Hier kann man schwelgen!
Monet und die Seerosen
Nach dem Rundgang hatten wir noch ein wenig Zeit und ich vertiefte mich in die Seerosenbilder von Monet.
Gegen Ende seines Lebens werden der Teich und die Seerosen in Giverny das Zentrum seiner Arbeit. Ein Bediensteter ist eigens für die Pflege des Teiches und der Seerosen zuständig. In Anlehnung an japanische Holzschnitte baut Monet 1895 die „passerelle japoaise“, eine kleine Holzbrücke, die – mit einem dichten Glyzinienvorhang überwachsen – zum malereichen Motiv vieler seiner späten Bilder wird.
Auch wenn Monet häufig betont, sein Atelier sei die freie Natur, so werden doch die meisten seine Bilder im Atelier vollendet oder überarbeitet.
In einem erstaunlichen Maße ist die Farbe in seinen Seerosenbildern als in tausend Nuancen zerlegte, vibrierende Fläche, als Licht und Mosaik aufgelegt. In Tupfen, Strichen und Flecken setzt Monet Farbtöne nebeneinander, in immer neuen Schichten übereinander.
Es ist die Freiheit des Farbauftrages, die Intensität der Farbe, welche die Seerosenbilder auch heute noch so eindrucksvoll werden lassen.
Wermutstropfen – die Sammlung der Impressionisten gehört nicht dem Museum
Ein Wermutstropfen bleibt: Die wunderbaren, hochkarätigen Werke der Impressionisten und der frühen Moderne sind nur Leihgaben von Hasso Plattner. Der Sammler fürchtet, dass wegen des „Kulturschutzgesetzes“ die Kunst, die er auf dem internationalen Markt erworben hat, in Deutschland festgehalten würde und nicht wieder zurück an seinen Wohnsitz in die USA gelangen könnte. So bildet seine hochkarätige Sammlung aber immerhin den Bestand aus dem die Sonderausstellungen bespielt werden.
Zum Bestand des Museums zählen jedoch DDR-Maler wie Tübke, Sitte, Metzger, Rink u.a., die im Erdgeschoss ausgestellt werden.
Resümee
Potsdam stand lange synonym für die historischen Schlösser und Gärten in Sanssouci, für seine klassizistischen Vorstädte und das Holländische Viertel, für die Nicolaikirche und die Filmstadt Babelsberg. Nun hat die Kunst Einzug gehalten!
Neben dem Potsdam-Museum, das sich um die Geschichte der Stadt kümmert, hat nun auch die Geschichte der Kunst ihren Platz. Welch schöne Ergänzung!
Manche aber unken schon – wohl ein (typisch) deutsches Phänomen, wenn es um privates Engagement geht. In der Presse ist von einer „Verbeugung vor dem Mäzen“ zu lesen oder es wird vor dem Einfluss des Milliardärs Hasso Plattner gewarnt. Dazu kann ich nur sagen, ein Glück, dass ein Haus mit einer guten Infrastruktur ausgestattet ist und auf gutem wissenschaftlichen Niveau arbeiten kann. Warten wir es doch ab!
Ich werde ganz sicher gern wieder einmal den Impressionisten einen Besuch abstatten.
Und das kann ich auch nur allen anderen empfehlen – das Museum ist ein Reise wert.
Und mit Spannung und Vorfreude sehe ich auch der nächsten Ausstellung „Von Hopper bis Rothko. Amerikas Weg in die Moderne“ entgegen.
Potsdam – man sieht sich!