In der FAZ hat Swantje Karich einen Artikel zur Zukunft der Museen geschrieben. Dazu heißt es in der Überschrift: „Auch die Welt der Bilder werden Google & Co. bald beherrschen. Denn viele Museen drohen den Kampf um die Deutungshoheit im Internet zu verschlafen. Es ist fünf vor zwölf.“
Titel sind ja bekanntlich da, ein Thema „anzuschärfen“, deshalb die in meinen Augen etwas „alarmisitsche“ Formulierung „Es ist fünf vor zwölf“.
Grundsätzlich gebührt Ihr aber der Dank, dass Sie das Thema erstmals so breit aufgegriffen hat. Mehr noch – dass Sie einen konkreten Appell an die Museen gerichtet hat, ihr Verhältnis zum Netz zu klären (dabei würde ich diese Aufforderung an alle Museen und nicht nur die Kunstmuseen richten)!
Im Artikel referiert Frau Karich worum es ihr geht: Die Museen seien gut zwar gut aufgestellt, jedoch die Bedeutung des Internets und der Social Media seien nicht erkannt! Als Beispiel dafür wählt sie die Staaltlichen Museen in Berlin, denen Sie eine mangelnde Präsenz und Interaktion im Netz attestiert.
Ihr Fazit: Es geht darum „… dass Museen allgemein mehr Sensibilität beweisen sollten im Umgang mit den neuen Medien. Denn das bedeutet auch, Verantwortung zu übernehmen für die Zukunft des Museums. Die Herausforderung ist, einen Weg zu bereiten, an dessen Ende nicht nur Twitter, Facebook oder Google als mächtigste Kulturmedien im Netz stehen. Denn was soll der Nutzer machen, der mit Facebook nichts zu tun haben will?“
Karich sieht das nach meiner Erfahrung genau richtig. Grundlage für eine strategische Umsetzung wäre, dass die Museen den hohen Stellenwert der Social Media überhaupt grundsätzlich anerkennen. Das ist, nach meiner Erfahrung, nicht bei allen so. Hier gilt – hat es die Museumsleitung als wichtig erkannt, wird es auf die Tagesordnung gesetzt und das unabhängig ob es sich um ein großes oder kleines Haus handelt. Wenn das nicht der Fall ist, wird es oft halbherzig oder auf Druck der Trägerschaft umgesetzt. Das führt dann häufig zu sehr unbefriedigenden Ergebnissen.
Neben der grundsätzlichen Bereitschaft gilt es zu diskutieren, wer, wie und mit welchem Ziel wenden die Museen Social Media an. Kern muss dabei nach meiner Ansicht die eigene Seite bzw. das Blog bilden! Hier werden die genuinen Inhalte vermittelt. In den Social-Media-Kanälen erfolgt dann die Verstärkung. Karich fasst treffend zusammen „Museen sind nicht nur Bereitsteller von Kunst [besser: Artefakten und Objekten]; sie bieten ihre Lesart.“ Es geht also um Grundsätzliches – um die klassische Interpretation von Werken in einem „neuen“ Medium! Das Objekt sollte auch hier im Mittelpunkt stehen! Und nicht die Veranstaltungsankündigung bzw. die Marginalien. So werden die Social Media zum „fundierten Medium des Austausches“!
Diese grundsätzliche Debatte sollte und müsste auch von den Museen aufgegriffen werden. Vielleicht wäre es sinnvoll einmal eine Tagung des DMB nur zum Thema Social Media zu veranstalten, um sich über deren Stellenwert für die Museen breit auseinanderzusetzen!
Allerdings scheint sich die Kritik an die Staatlichen Museen zu Berlin hauptsächlich an die eigentliche Website zu richten. Hätte die Authorin gut recherchiert, wüsste sie dass eine neue Website in Arbeit ist und der Relaunch bis zum Ende der ersten Jahreshälfte angestrebt ist. Im Social Media Bereich sind die Staatlichen Museen ja relativ aktiv, und das der Stellenwert anerkannt wird sieht man ja unte anderem auch daran dass es sowohle eine Sachbearbeiterin speziell für den Bereich Web 2.0 wie auch eine Facebook Redkatuerin gibt.
Ansonsten stimme ich zu, dass der Artikel wichtige Fragen auf wirft, und eine Tagung speziell zum Thema Social Media fände ich eine klasse Idee. Ist in DE schon längst überfällig!
Stimme dir zu. Hier hat der Artikel Schwächen. Auch darin, dass er willkürlich die SMB herausgreift.
Ansonsten enthält er einen wichtiger Appell! Und wir sollten die Idee einer Tagung dem DMB einfach einmal vorschlagen – je mehr das unterstützen, um so besser!
Eine Tagung vom DMB zum Thema Social Media – tja, das wäre eine super Sache. Wo wollt ihr das denn vorschlagen? Ich habe ja unglängst mit dem DMB an einem Projekt gearbeitet und hatte da den Eindruck, dass – wie immer – das Interesse an SM vorhanden ist. Aber man weiß noch nicht wirklich, was davon zu halten ist. Vielleicht muss der Druck erhöht werden. Und es macht sicher gar keinen Sinn, wenn auf dieser Tagung dann der überwiegende Teil der Beiträge sich damit auseinandersetzt, ob SM sinnvoll sind oder nicht! Ich für meinen Teil will da nicht mehr drüber diskutieren. Das verschwendet viel zu viel Ressourcen. Also, wenn ihr beim DMB mal anklingeln wollt, ich bin sofort mit dabei!!!! Übrigens, ein Treffen am Rande der re:publica fänd ich witzig.
Zur Idee: eine Tagung, deren Beiträge sich damit auseinandersetzt, ob SM sinnvoll sind oder nicht, wäre ein Rückschritt. Es geht vielmehr um Strategien, um die zukünftige Nutzung!
P.S.: Ein Treffen am Rande der re:publica fände ich auch gut!
Ich schließe mich im Großen und Ganzen an: Der Artikel war ein Denkanstoß, und ich würde mich mal freuen, wenn es nicht nur über (Berliner) Kunstmuseeen gehen würde. Im deutschen Feuilleton werden die kulturhistorischen Museen meistens ausgeblendet.
Und was das Verhältnis von Museen und social media anbelangt: Hier gibt es ja schon einige Foren wie die Mai-Tagung, und am Rande von anderen Tagungen gibt es mittlerweile oft Sektionen zu SM und Partizipation im Museum. Ich glaube auch, dass noch eine allgemeine Tagung wenig bringt, sondern es sollte jetzt darum gehen, wie Jörn Brunotte es vorschlägt, Strategien für SM zu entwickeln, und für die Museen zu prüfen, was überhaupt sinnvoll ist. Denn es bringt ja ncihts, überall ein wenig vertreten zu sein! Und bei einer Tagung wäre ich natürlich auch gerne dabei…
Leider werden nicht nur die kulturhistorischen sondern auch die anderen Museumstypen ausgeblendet. Fokus des Feuilletons sind noch immer „nur“ die Kunstmuseen.
Zur Tagung: Kann ich nur unterstützen – keine allgemeine Tagung zu SM – sondern konkrete Herausforderungen und Strategien!